Mit der Piper nach Kroatien

von Matthias Hink : stfnhnk@aol.com

Seit einem tollen Flug im April von Speyer nach Tempelhof und zurück, hatte ich irgendwie keine Lust mehr, immer nur nach Koblenz oder über dem Odenwald im Kreis zu fliegen. Neue Ziele mussten her.

Da meine Frau und ich immer gerne in den Süden und ans Meer fahren, war unser Reiseziel schnell gefunden: Kroatien sollte es sein. Erstens ist es nicht so weit, wie z.B. Spanien , es hat wunderschöne Küstenlandschaften und vor allem gibt es dort noch ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis.

Mit den Flugvorbereitungen begann ich schon Monate vorher. Als Ziel wurde der Flugplatz Vrsar (LDPV) ausgewählt. Liegt direkt am Meer auf der Halbinsel Istrien und in unmittelbarer Nähe zu dem gleichnamigen Ort.

B1s

Istrische Küste

Als Kartenmaterial verwendete ich die VFR-GPS Karten von Jeppesen und den Bottlang mit den Anflugkarten aller Länder, die auf der Route lagen. Komplette Bottlangs sind übrigens bedeutend billiger, als mehrere einzelne Trip-Kits für jedes Land zu kaufen.

B2sKarwendelgebirge   B3sIn der CTR Innsbruck

Die Strecke plante ich als Schlechtwetterstrecke über Kufstein, Inntal, Brenner, Trento und dann in die oberitalienische Tiefebene und rüber nach Kroatien. Die höchste Erhebung ist hier der Brennerpass mit ca 4.500 Fuß, so dass man dort mit etwa 6.000 Fuß auf der sicheren Seite ist. Eine direkte Strecke über die Alpen entlang des Großglockner erschien mir wettermäßig zu riskant und da ich bis dato keine Alpenerfahrung hatte, auch zu gefährlich.

Die Steigleistung einer 180 PS Piper ist voll beladen und in großer Dichtehöhe auch nicht mehr berauschend. Kommen noch starke Fallwinde dazu, wie sie in den Alpen öfter vorkommen, geht es nur noch abwärts.

B4sRovinj in Istrien

Das Wetter für Österreich holt man sich am besten über die Seite Flugwetter.de  des DWD. Dort gibt es für jede Alpenstrecke in grafischer Darstellung die GAFOR Codes. Am 18. August 2007 ging es dann endlich los. Das Wetter versprach herrliche VFR Bedingungen von Speyer bis nach Kroatien.

Vor der Halle wurden wir von Otto und Heiner verabschiedet, die gerade wieder unseren Mogashänger betankt hatten.

Die Strecke führte uns über die VOR Ludwigsburg und Eurach erstmal in das Allgäu. Dort angekommen fanden wir angestaute Broken-Bewölkung auf der Nordseite der Alpen. Unter den Wolken D  Bedingungen. So wollte ich als Alpenneuling auf keinen Fall ins Gebirge einfliegen. Also über die Wolken. In FL 85 war alles frei.

Bei Innsbruck Turm erkundigte ich mich noch auf der deutschen Seite nach dem Wetter im Inntal. Sicht bis zum Brennerpass wurde versprochen.

Also direkt über das Karwendelgebirge und durch die CTR Innsbruck zum Brenner. Danach stetiger Sinkflug bis Bozen (LIPB). Bozen liegt übrigens auf unverschämt niedrigen 780 Fuß. Da ist schon so mancher viel zu hoch raus gekommen. In Bozen gaben wir einen neuen Flugplan auf, erledigten menschliche Bedürfnisse und tankten. Avgas gibt es dort beim örtlichen Aeroclub. Über den Preis schreibe ich besser nichts, es ist unglaublich. Ich habe auch nur so viel nachgetankt, wie ich für ein sicheres Erreichen des Ziels für erforderlich hielt, um unsere Vereinskasse zu schonen.

Anschließend ging es noch ein Stück das Etschtal runter bis Trento. Dort links in ein Tal, dessen Name ich bis heute nicht kenne, es führt aber eine Autobahn durch. Man kommt dann in Bassano del Grappa aus den Alpen raus. Kurz dahinter beginnt ein riesiger Luftraum D. Durch diesen führen VFR Strecken, die über VFR Pflichtmeldepunkte abgeflogen werden müssen. Angeblich darf man dort nur 1000 Fuß AGL fliegen.

Ich bin mit 2500 Fuß aus den Alpen raus gekommen und hatte auch erst dort Funkkontakt mit Padova Info.

Ich habe einfach gesagt, was ich vorhabe und keiner störte sich an meiner Höhe. Alle Meldepunkte brauchte ich auch nicht abzufliegen, ich bekam ein Direct zur Küste.

Die ganzen Horrorgeschichten, die ich vorher im Internet über die italienischen Kontroller gelesen habe, haben sich hier nicht bestätigt

Nur muss man wirklich in der Lage sein, die Meldepunkte auch zu finden. Am besten ist natürlich, man gibt die Koordinaten dieser Punkte über die WPT  Funktion in das GPS ein. Wir zogen unsere Schwimmwesten an und flogen auf das Meer hinaus, die kroatische Küste schon in Sicht. Der Kontakt mit der kroatischen ATC war vollkommen problemlos. Es wird ein klares Englisch gesprochen, alle Anweisungen sind verständlich.

B5sAnflug auf die 36 in Vrsar (LDPV)   B6sKüste Istriens mit Blick auf Vrsar

Nach etwa 30 weiteren Minuten setzten wir auf der 36 von LDPV auf. Die gesamte Flugzeit ab Speyer betrug 04:30 Stunden. (bis Bozen 02:30, ab Bozen 02:00). Die Landegebühr war für diesen Flugplatz mit einer 700 m Asphaltbahn etwas sehr hoch, 25 Euro. Dafür gibt es eine Flasche Slivovitz gratis. Abstellen kostete pro Tag 5 Euro, das ist wieder im Rahmen.

Ein Zimmer wurde uns über den Juniorchef des Flughafenrestaurants vermittelt und wir verbrachten einen ersten herrlichen Abend an der Hafenpromenade unter Palmen bei Fisch und Rotwein.

Der Ort Vrsar ist wunderschön (so richtig alt) und für einen Urlaub unbedingt zu empfehlen. Allerdings gibt es , wie überall in Kroatien, keinen Sandstrand. Die Preise sind generell niedriger als in Deutschland, die Leute unglaublich freundlich, aber nicht aufdringlich. Nach ein paar Tagen haben wir uns wieder in unsere Whiskey-Mike  gesetzt und sind die kroatische Küste runter und rauf geflogen.

Man muss auch für innerkroatische Flüge immer einen Flugplan aufgeben, aber das ist ja das geringste Problem.

 

B7sDolomiten

In Kroatien sind für VFR Flüge bestimmte Routen vorgeschrieben, die auf der Karte eingetragen (Adria 1, Adria 3, etc) und deren Abzweigungen mit Pflichtmeldepunkten versehen sind. Diese Routen verlaufen alle entlang der Küste und über die vorgelagerten Inseln und könnten nicht schöner geführt sein, was das Sightseeing angeht.

Die Meldepunkte sind in der Regel auch nach terrestrischer Navigation einfach zu finden, aber es ist natürlich besser, diese als User defined Waypoints in das GPS einzugeben.

Auf der anderen Seite sind die Controller relativ locker. Man kann durchaus auch Abkürzungen fliegen, oder von diesen Routen abweichen. Man muss halt alles höflich requesten und auch mal please  sagen, auch wenn dies nicht zu einer BZF Sprechgruppe gehört. Wie man in den Wald hineinruft, &.

Alles in allem ist das Fliegen in Kroatien auch für den Anfänger vollkommen unkompliziert. Ein Flug über die kroatische Inselwelt bei Sonnenschein gehört mit Sicherheit zu den Höhepunkten in einem Privatfliegerleben.

B8sInselhauptstadt Mali Losinj

Ein interessanter Flugplatz im Norden Kroatiens ist Pula (LDPL). Ein internationaler Verkehrsflughafen mit einer fast 3000 m langen Bahn. Es gibt dort qualifiziertes Wetter, Avgas für etwa 1,10 Euro pro Liter und die Landung (sofern im Flugplan als TKL LDG im Feld 18 vermerkt) kostet nur 13,20 Euro. Da kann man nicht meckern. Ich habe die Tanks voll gepfropft , bis zum Überlaufen, wegen der Vereinskasse (siehe oben).

Nach neun Tagen Aufenthalt und einer Wettervorhersage, die für die gesamte Strecke wieder ausschließlich O  Bedingungen versprach, traten wir den Rückweg auf der gleichen Strecke an. Um 17 Uhr LT landeten wir ein wenig traurig wieder in Speyer.

Wir waren mit Sicherheit nicht das letzte Mal mit der Whiskey-Mike in Kroatien

Matthias Hink, MFG Speyer e.V.

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